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In diesem Jahr müssen wir in Südtirol wie auch in vielen anderen Ländern auf Bräuche verzichten, die seit Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten die Advents- und Weihnachtszeit bereichert haben: vom Krampuslauf bis zum Sternsingen (zumindest in der bisher gewohnten Form mit Singen im Haus), vom Klöckeln im Sarntal bis zum Neujahrsschreien im Ahrntal. Doch wir glauben daran, dass im Dezember 2021 wieder viel mehr möglich sein wird und bis dahin pflegen wir einfach die leiseren weihnachtlichen Traditionen. Abseits von Adventskranz und Weihnachtsbaum wollen wir euch heute 2 davon vorstellen.
Die sogenannten Rauhnächte umfassen 12 lange Winternächte rund um Weihnachten, an denen laut Volksglauben die Grenzen zwischen Dies- und Jenseits besonders durchlässig sind. Ob die Rauhnächte von 24. Dezember bis 5. Jänner dauern, von 25. Dezember bis 6. Jänner oder vom Thomastag (21. Dezember) bis Neujahr – nun, das wird von Region zu Region unterschiedlich gesehen. Zumindest einmal oder auch öfter wird jedenfalls während der Zeit der Rauhnächte ein uralter Brauch gepflegt: Auf Südtirols Bauernhöfen wird das Räuchergefäß mit Harzen wie Weihrauch und Kräutern wie Salbei in Haus, Stall und Stadel (Scheune) getragen.
Der wohlriechende Rauch soll jeden Winkel reinigen und Haus, Mensch und Tier zusammen mit den dabei gesprochenen Gebeten vor Unheil schützen. Wenn ihr jetzt neugierig aufs Räuchern geworden seid, solltet ihr euch auf der Website von Adelheid Walcher umschauen: Die Räucherexpertin bietet Räuchergefäße, Räuchermischungen und Zubehör sowie Wissenswertes rund ums Räuchern an. Eine große Auswahl an Räuchermischungen mit Bio-Kräutern aus dem eigenen Anbau findet ihr auch im Hofladen oder im Online-Shop vom Kräuterschlössl in Goldrain.
In unserer Kindheit faszinierte uns an den Rauhnächten nicht nur das Räuchern: Unsere Großeltern erzählten uns, dass die Tiere in den Rauhnächten zu Mitternacht sprechen können. Man durfte aber ja nicht in den Stall gehen, um ihnen zuzuhören, weil dann ein Unglück geschehen würde. Und in einigen Rauhnächten soll auch die Wilde Jagd unterwegs sein: ein furchterregender Zug von Geistern. In diesen Nächten durfte auch keine weiße Wäsche aufgehängt werden, um nicht die Wilde Jagd anzulocken. Ob Krampusse, Perchten & Co ihren Ursprung ebenfalls im Glauben an die Wilde Jagd bzw. an böse Wintergeister haben, ist umstritten. Für uns besaßen die Rauhnächte früher jedenfalls einen ähnlich magisch-gruseligen Zauber wie für unsere Kinder heute Halloween. Und für Erwachsene eignen sich diese besonderen Wintertage- und nächte hervorragend dafür, Altes abzuschließen und Neues anzufangen.
Einen eindeutig christlichen Ursprung hat die Weihnachtskrippe. Nach dem Lukasevangelium legte Maria das Jesuskind in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz war. Die Darstellung von Gottes Sohn in einer Futterkrippe, aus der sonst Tiere Heu fressen, faszinierte die Menschen schon im Frühchristentum. Die ersten Darstellungen zeigten nur das Jesuskind mit Ochs und Esel und ab ca. 500 n. Chr. auch die Heiligen Drei Könige. Erst im Mittelalter kam Maria dazu und noch später Josef.
Je nach Familientradition und Region bleibt die Weihnachtskrippe in Südtirol unterschiedlich lang aufgestellt: Teilweise wird sie nicht erst am 24. Dezember, sondern schon am ersten Adventsonntag aufgestellt – das Jesuskind wird jedoch erst am Heiligen Abend in die Krippe gelegt. Meist wird die Krippe am Abend des 6. Jänners wieder abgebaut, manchmal bleibt sie aber auch bis zu Maria Lichtmess am 2. Februar stehen.
Vor allem in Gröden, aber auch in anderen Tälern wie dem Pustertal gibt es Holzschnitzer, die traditionelle und moderne Krippen herstellen. Und in Luttach im Ahrntal gibt es sogar ein Krippenmuseum. Besonders toll finden wir es, mit einer kleinen Weihnachtskrippe anzufangen, die aber jedes Jahr mit neuen Figuren erweiterbar ist. Über verschiedene Online-Shops könnt ihr die Südtiroler Krippen bzw. Figuren auch bequem von zu Hause aus auswählen und bestellen. Und wer die Möglichkeit hat: Ein vorweihnachtlicher Familienspaziergang, bei dem gemeinsam Moos und Tannenzweige zur Verschönerung der Krippe gesammelt werden, macht Klein und Groß Spaß.
Nächste Woche verraten wir euch noch ein ebenso schnelles wie köstliches Rezept für die Last-Minute-WeihnachtsbäckerInnen unter euch. Ob wir die kleinen Leckereien nun Keks oder Plätzchen nennen (in unserem Fall handelt es sich genauer gesagt um Schnitten) – schon vor dem ersten Kosten des süßen Backwerks bringt uns der verlockende Geruch aus dem Backofen garantiert in Weihnachtsstimmung.
Titelbild: © Krippenmuseum Maranatha
Das Content Team von blog.suedtirol.com besteht aus naturaffinen, bewegungshungrigen und kulturinteressierten Redakteurinnen. Allesamt in Südtirol angesiedelt, teilen sie die Liebe zum Schreiben sowie zur Südtiroler Natur- und Kulturlandschaft.
Meine lieben Südtiroler,
ganz lieben und herzlichen Dank für Euren tollen Adventskalender.
So lerne ich viel über eine der schönsten Jahreszeiten in einer außergewöhnlichen Zeit.
Ich wünsche Euch von ganzem Herzen eine schöne gesegnete und besinnliche Weihnachtszeit, sowie viel Kraft und Zuversicht für das Jahr 2021. Bitte bleiben Sie alle gesund.
Ich freue mich schon so sehr, wenn ich endlich wieder in Ihre zauberhafte Gegend reisen kann und Sie als meine geliebte Südtiroler an meine Brust drücken kann.
Gottes Segen und immer einen Engel an Ihrer Seite
Ihre Martina Techen
Hallo Martina,
vielen lieben Dank für Ihre schönen und besinnlichen Worte zur Weihnachtszeit.
Auch wir wünschen Ihnen Gesundheit, Glück und Segen.
Bis hoffentlich bald wieder in Südtirol!
Ihr Content-Team von blog.suedtirol.com