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Es gibt den meteorologischen Sommerbeginn am 1. Juni und den kalendarischen Sommeranfang mit der Sommersonnenwende. Und dann gibt es noch unseren ganz persönlichen Sommerbeginn: Für uns startet der Sommer, wenn die Luft vom feinen Duft der Holunderblüten erfüllt ist. Im Pustertal sehen wir die ersten Blüten normalerweise erst im Juni, doch in diesem Jahr haben wir schon letzte Woche offene Blüten erspäht.
Übrigens spricht man beim Holunder – auch Holler genannt – oft von Blütendolden, die botanisch korrekte Bezeichnung lautet jedoch Schirmrispen. Wir haben die Gebilde aus vielen kleinen weißen bis hellgelben Blütensternen insgeheim Blütenschirme getauft, weil wir diese Wortkreation so charmant finden.
Durch seinen unverwechselbaren Blütenduft lässt sich der Holunderstrauch leicht von anderen weiß blühenden Sträuchern unterscheiden. Deshalb kannst du auch ganz einfach selbst die Holunderblüten sammeln und daraus einen köstlichen Sirup herstellen. Lass allerdings die Holunderbüsche am Rand von stark befahrenen Straßen lieber links liegen, in Südtirol gibt es bis auf etwa 1.500 m Höhe hinauf genug Holundersträucher an naturbelassenen Plätzen.
Zutaten:
40 Holunder-Blütenschirme
3 kg Zucker
4 Bio-Zitronen
50 g Zitronensäure
3 l Wasser
Ein paar wichtige Infos vorweg:
Am besten an einem sonnigen Vormittag die Holunderblüten sammeln, da sie dann das intensivste Aroma haben. Die Blüten gleich nach dem Sammeln verarbeiten und nur ausschütteln, um eventuell vorhandene Insekten zu entfernen, aber nicht waschen. Sonst werden die Pollen weggeschwemmt und damit ein Teil des typischen Geschmacks. Die dicken Blütenstängel entfernen, da sie ein bitteres Aroma besitzen.
Zubereitung:
Die Blüten in einen großen Topf oder in ein anderes geeignetes Gefäß geben und die gewaschenen und in Scheiben geschnittenen Biozitronen hinzufügen. Wasser zusammen mit Zucker und Zitronensäure in einem zweiten Topf aufkochen. Zucker unter ständigem Rühren komplett im Wasser auflösen. Das Zuckerwasser abkühlen lassen und dann über die Blüten und Zitronenscheiben gießen. Einmal umrühren, den Topf zudecken und in den Kühlschrank oder an einen kühlen Ort stellen. Einmal täglich umrühren. Nach zwei bis drei Tagen den Sirup durch ein feines Sieb gießen und danach einmal kurz aufkochen. Den heißen Sirup in zuvor abgekochte Flaschen füllen und verschließen. Der Holunderblütensirup ist ca. 1 Jahr haltbar.
Der Holunderblütensirup verdünnt mit stillem oder prickelndem Wasser ist ein toller Durstlöscher für Klein und Groß. Erwachsenen vorbehalten bleibt dagegen der Hugo. Als Erfinder des beliebten Aperitifs gilt der Barkeeper Roland Gruber aus Naturns. Prosecco, Holunderblütensirup, Minzeblätter, eine Zitronenscheibe, Eiswürfel und nach Belieben etwas Mineralwasser ergeben einen erfrischenden Sommerdrink. Mittlerweile wird das Modegetränk nicht nur in Bars und Restaurants, sondern auch auf einigen Südtiroler Almhütten serviert.
Wir sammeln die weißen Blüten aber nicht nur für Sirup. Einen Teil trocknen wir und kochen uns damit bei fieberhaften Erkältungen einen Tee. Denn Holunderblütentee schmeckt nicht nur gut, sondern hat auch eine schweißtreibende Wirkung und ist ähnlich wie Lindenblütentee ein beliebtes Hausmittel bei grippalen Infekten.
Wer auf die Pollen der Holunderblüten allergisch reagiert und in ihrer Nähe niesen muss, kann trotzdem Holundersirup oder Holundertee genießen: Beides gibt es in Südtirol in sehr guter Qualität von heimischen Produzenten zu kaufen – im Geschäft, ab Hof oder auf dem Bauernmarkt. Und sonst kannst du auch einen Sirup aus Melisse- oder Minzeblättern herstellen – beides schmeckt ebenfalls sommerlich-erfrischend. Es gibt auch Sirup aus Holunderbeeren: Dieser unterscheidet sich aber farblich und geschmacklich deutlich vom Holunderblütensirup.
Das Content Team von blog.suedtirol.com besteht aus naturaffinen, bewegungshungrigen und kulturinteressierten Redakteurinnen. Allesamt in Südtirol angesiedelt, teilen sie die Liebe zum Schreiben sowie zur Südtiroler Natur- und Kulturlandschaft.