Nach 3 imposanten Berggipfeln und 3 prächtigen Alpenblumen kommen wir heute zum dritten und letzten Teil unserer Miniserie mit 3×3 Symbolen der Südtiroler Bergwelt. Die Big Five gibt es nicht nur in Afrika, sondern auch in den Alpen und alle 5 können mit etwas Glück in Südtirol in freier Wildbahn bewundert werden: Von Steinbock und Steinadler über das Murmeltier bis zu Bartgeier und Gämse. Über 3 davon erzählen wir euch gleich ein bisschen mehr.
Kletterkünstler mit mächtigem Kopfschmuck
Der Alpensteinbock (Capra ibex) war bis auf einen Restbestand von ca. 100 Exemplaren im Gebiet von Gran Paradiso in Italien wegen der starken Bejagung schon beinahe ausgerottet. Jetzt gibt es aber wieder große Bestände in der Schweiz und in Italien, so dass die Art nicht mehr als gefährdet gilt. Aktuell leben ca. 1.500 Steinböcke in Südtirol. Während die weiblichen Tiere (Geißen) kleine Hörner haben, werden die imposanten Hörner der männlichen Tiere (Böcke) bis zu 1 m lang und 15 kg schwer.
Steinböcke klettern steile Felswände mühelos hoch und selbst senkrechte Staumauern sind für sie kein unüberwindbares Hindernis. Dabei hilft ihnen ihr Körperbau, denn die Hinterbeine sind etwas länger als die Vorderbeine. Außerdem sind ihre Hufe die perfekte Mischung aus hart und weich: Der harte Rand (die Schalen) sorgt für Trittfestigkeit und der weiche Kern (die Ballen) für gute Haftung. Die Ballen wirken auf unebenem Boden ähnlich wie Saugnäpfe.
Beim Bunker Mooseum im Naturpark Texelgruppe können Besucher eine Gruppe Steinböcke im weitläufigen Gehege beobachten. Tiere aus dem Gehege wurden auch schon erfolgreich ausgewildert, zuletzt 2 Geißen im Mai 2020 im Sarntal. Im hinteren Passeiertal gibt es aber auch wildlebende Steinböcke.
Majestätischer König der Lüfte
Der Steinadler (Aquila chrysaetos) zählt zu den größten Adlerarten, wobei das Weibchen dem Männchen bei Körperlänge, Flügelspannweite und Gewicht überlegen ist. Die Jungtiere haben auffallende weiße Flügelpartien, weshalb sie früher für eine andere Art gehalten wurden. Bis etwa 1900 war für die ausgewachsenen Tiere die Bezeichnung Goldadler gebräuchlich. Typisch für alle Adlerarten sind die bis zu den gelben Zehen befiederten Beine.
Mit den kräftigen Zehen und Krallen greifen sich Steinadler ihre Beute. Ihr bevorzugtes Beutetier in den Alpen ist das Murmeltier, aber sie jagen auch Steinbock-Kitze und junge Gämsen, Hasen und Vögel. Früher wurde der Adler als Jagdkonkurrent und Feind der Nutztiere intensiv verfolgt, doch in den Alpen überlebte er dank unerreichbarer Horste. Der aktuell geschätzte Bestand beträgt ca. 1.300 Brutpaare für den gesamten Alpenraum und ca. 50 Brutpaare für Südtirol.
Hoher Kuschelfaktor und prägnantes Pfeifsignal
Das Alpenmurmeltier (Marmota marmota) fühlt sich in Südtirol in einer Höhe von 1.500 bis 2.700 m wohl und wird auch Murmel(e) genannt. Es lebt in Familienverbänden von bis zu 20 Tieren mit getrennten Rangordnungen für Männchen und Weibchen. Ein Murmeltier-Bau besteht aus einem weitverzweigten System von Nestkammern, Tunneln und Höhlen. Neben kurzen Fluchtröhren gibt es Bereiche, die im Sommer vor Hitzestress schützen sowie bis zu 7 m unter der Erde liegende Nestkammern für den Winterschlaf.
Beim gemeinsamen Winterschlaf, der etwa von Oktober bis März dauert, verlieren die Murmeltiere ca. ein Drittel ihres Körpergewichts. Deshalb sind sie Feinschmecker: Wenn es im Sommer ein vielfältiges Angebot an Kräutern und Gräsern gibt, wählen sie diejenigen Pflanzen aus, die besonders reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind.
Wenn ein Murmeltier eine unmittelbare Gefahr wie einen Adler im Anflug entdeckt, stößt es einen durchdringenden einzelnen Warnschrei aus: Dieser klingt wie ein Pfiff. Eine potenzielle Gefahr wie ein sich am Boden nähernder Wanderer oder Fuchs wird dagegen mit einer Serie von Schreien angezeigt. Im Gegensatz zu Steinbock und Steinadler darf es – mit strengen Auflagen – in Südtirol bejagt werden.
Auch in der Dolomitensage vom Reich der Fanes spielen Murmeltiere und Adler eine wichtige Rolle. Ein ehrgeiziger König kündigt das Bündnis mit den Murmeltieren auf und geht ein neues mit den Adlern ein. Das führt zuerst zur Ausdehnung des Königreiches, aber letztendlich zum Untergang. Im Naturpark Fanes-Sennes-Prags kann man eine stufenförmige Gesteinsformation bewundern, die Parlament der Murmeltiere genannt wird und eine Art natürliches Amphitheater bildet. Im Blogartikel Tolle Tiererlebnisse findet ihr Ausflugtipps für Tierfans in Südtirol.
Titelbild: © Internet Consulting/ Stefan Tolpeit
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